Welche Auswirkungen wird die Digitalisierung haben?

Das Schlagwort der Digitalisierung ruft ambivalente Reaktionen hervor. Selbst die Einschätzungen ausgewiesener Expert*innen verlaufen in diametral unterschiedliche Richtungen. Das Spektrum bewegt sich in zahllosen Schattierungen zwischen den entgegengesetzten Polen von dystopischen Weltuntergangsszenerien und utopischen Schilderungen paradiesischer Verhältnisse.

Zu hinterfragen gilt es: Ist es das „Richtige“, wovor wir uns fürchten? Welche konkreten Maßnahmen können gesetzt werden, um für die – zwingend ungewisse – Zukunft gerüstet zu sein?

Wie wird sich zukünftig unsere Arbeitszeit entwickeln?

In der Frage der Arbeitszeit ist eine „Zweiteilung“ der Gesellschaft bemerkbar: Während eine Vielzahl von Arbeitnehmer*innen über stetig zunehmenden Leistungsdruck, stetig steigende Anforderungen und damit verbundene wachsende Arbeitszeiten klagt und sich diesen geradezu hilflos ausgeliefert sieht, existiert eine weitere Gruppe, die bewusst Reduzierungen des Arbeitsaufkommens vornimmt und dafür auch bereit ist, finanzielle Einbußen hinzunehmen. Dies ist jedoch naturgemäß abhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Betroffenen.

Bei einer Beleuchtung der konkreten Zeitfrage scheint es somit angezeigt, die Koppelung des Faktors „Zeit“ an den Faktor „Bezahlung“ zu thematisieren.

Wie gestalten und finanzieren wir unseren Sozialstaat?

Sollten die Szenarien – wenigstens teilweise – der Realität entsprechen, wonach Stellenabbau auf Grund der Digitalisierung erfolgen wird, erfolgt als nahezu unweigerliche Konsequenz eine zusätzliche Belastung der Sozialsysteme. Selbst ohne diese Kosten würden für zusätzliche Bildungsausgaben (siehe Frage „Bildung für die Zukunft“), einen durch den demographischen Wandel bedingten Mehraufwand in Betreuungseinrichtungen etc., zusätzliche Gelder benötigt.

Bereiche der Berufstätigkeit, die in einem Graubereich zwischen Selbstständigkeit und  Angestelltenverhältnis angesiedelt sind, müssen in die Systeme von Arbeitsrecht, Steuern  und Abgaben in sozial verträglicher Weise eingegliedert werden.

Welche neuen Risiken tun sich auf und welche Sicherungssysteme braucht es?

In der derzeitigen Arbeitswelt erfolgt eine überwältigende Anzahl aller denkbaren Arbeitsschritte bereits digital, somit sind auch Aufzeichnung und Messung stets präsente Faktoren von Arbeitsbeziehungen.

Daher muss die Frage der Datensammlung und damit in unmittelbarem Zusammenhang der Datensicherheit gestellt werden.

Neue Formen von Arbeitsverhältnissen (beziehungsweise die Neuorganisierung von Arbeitsverhältnissen) und deren Einbindung in herkömmliche gesetzlich vorgeschriebene Absicherungssysteme müssen geklärt werden. Das Schlagwort der Scheinselbstständigen ist hinlänglich bekannt.

Die Digitalisierung trägt das Potential in sich, zu einer Demokratisierung der Gesellschaft beizutragen. Gleichzeitig gilt es, die gegenteiligen Gefahren nicht außer Acht zu lassen, die Social Media-Instrumente bergen.

Als ein weiterer Aspekt sind starke Anstrengungen darauf zu richten, die sogenannte „digitale Kluft“, die sich bereits weit geöffnet hat, zu schließen.

Wie müssen wir zukünftig unser Ausbildungs- und Bildungssystem gestalten?

So unsicher sämtliche Entwicklungen und deren Einschätzung sind, so einhellig ist die Übereinstimmung aller Kommentator*innen darüber, dass es vermehrter Anstrengungen im Sektor Bildung bedarf, um gut gerüstet in die Zukunft zu gehen.

Die fehlenden Kompetenzen in basalen Fähigkeiten und Kulturtechniken wie lesen, schreiben und rechnen verhindern vielfach den Aufbau weiteren Wissens. Grundfähigkeiten stärken, Lernlust implementieren und immer wieder wachrufen; den Umgang mit und die Handhabung von sogenannten neuen Medien vermitteln; tatsächlich Möglichkeiten für lebenslanges Lernen schaffen muss die Devise lauten.